medico international unterstützt das westafrikanische Netzwerk für die Rechte der MigrantInnen. Die Jahrhunderte alte Kultur der Soninké in Mali kennt keinen Begriff für „Migration“. Im Bambara, einer ihrer Hauptsprachen, welche von ca. 30 Millionen Menschen in zehn Ländern Westafrikas verstanden wird, gibt es allein tama, zu deutsch: „sich auf den Weg machen“. Wir sollten ihnen folgen und versuchen gemeinsam in der einen Welt die Fremdheit des Morgens zu begrüßen. (aus einem medico-Positionspapier 2010)
„Hilfe im Handgemenge“ ist einer der Kernsätze im Selbstverständnis von medico international, der in Frankfurt/Main ansässigen sozialmedizinischen Hilfsorganisation mit über 40-jähriger internationalistischer Tradition.
„Unterstützung zur Selbstorganisation“ ist daher auch die Devise für die Projekte, mit denen sich medico seit mehreren Jahren in zunehmender Weise im unmittelbaren Kontext von Flucht und Migration engagiert. „Das Recht zu bleiben und das Recht zu gehen“, lautet der Titel eines aktuellen Positionspapieres von medico, in dem die Ausgangspunkte dieser Zusammenarbeit benannt werden: „Flüchtlinge und MigratInnen sind die Zeugen unserer Zeit. Die fortwährende Flucht- und Migrationsbewegung innerhalb der Gesellschaften des globalen Südens und in Richtung der reichen Länder des globalen Nordens hat in den letzten Jahren eine über die klassischen politischen Fluchtursachen (Krieg, Verfolgung, staatliche Repression, Gewalt) hinausgehende gesellschaftliche Bedeutung gewonnen. Migration ist ein Indikator für die Ungleichheit der Globalisierung.(…)
Es sind in erster Linie ungleiche Lebenschancen und das Wohlstandsgefälle innerhalb und zwischen Gesellschaften, der Kampf um den Zugang zu knappen Ressourcen und öffentlichen Gütern, verbunden mit dem Zerfall der traditionellen sozialen Versorgungssysteme, die den Betroffenen eine Suche nach Alternativen aufzwingen.“
Seit 1997 unterstützt medico ihren malischen Partner, die Association Malienne des Expulsés (AME). Diese kümmert sich als Selbstorganisation ehemaliger Abgeschobener in Bamako um jene abgeschobenen MigrantInnen, die allabendlich von den europäischen Fluglinien am Flughafen ausgespuckt werden. Zudem leistet die AME eine Entwicklungshilfe besonderer Art: Mit ihrer Beratung gründete sich die Selbsthilfegruppe (ARACEM) der Abgeschobenen aus zentralafrikanischen Ländern (Kamerun, beide Kongos, Tschad, Zentralafrikanische Republik, Gabun), die versucht, hunderte von festsitzenden MigrantInnen mit dem Allernotwendigsten (Obdach, medizinische Notversorgung, Nahrung) zu versorgen. medico unterstützt die ARACEM seit 2009 maßgeblich.
Gemeinsam mit dem dritten medico-Partner in Westafrika, der Menschenrechtsvereinigung (AMDH) in Mauretanien, arbeitet die AME an einem transnationalen Solidaritätsnetzwerk. Dabei geht es zum einen um akute Nothilfe für Abgeschobene, wie etwa im mauretanisch-malischen Grenzgebiet, wo regelmäßig / immer wieder Halbverdurstete aufgefunden und versorgt werden. Zum anderen werden länderübergreifende Workshops und demonstrative Aktionen organisiert, erste Schritte zur Schaffung von öffentlicher Gegenmacht für die Rechte der MigrantInnen. Die Kooperation von medico mit Partnern in Mali, Mauretanien und auch im Senegal zielt nicht nur darauf, die dortigen Organisationen in ihren lokalen Abwehrkämpfen zu stärken, sondern durch den gemeinschaftlichen Zugang zu den regionalen und transnationalen Debatten und Netzwerken der globalisierungskritischen Bewegung auch neue internationalistische Perspektiven zu erproben.
Wer diese langfristige Projektarbeit von medico mit Spenden unterstützen möchte – das Stichwort lautet: Migration.