Initiative Zivilcourage München

Zwischen 2007 und 2010 unterstützte die Initiative Zivilcourage insgesamt 46 türkische Werkvertragsarbeiter sich gegen Lohnbetrug zur Wehr zu setzen. Seit Anfang 2010 arbeitet die Initiative eng mit prekarisierten Menschen aus neuen EU-Ländern im Münchner Bahnhofsviertel zusammen, um gemeinsam Wege zur Verbesserung ihrer Lebenssituation und des Zusammenlebens in der Stadtgesellschaft zu beschreiten. Ziel ist dabei nicht eine weitere karitative – unter paternalistischen Prinzipien arbeitende – Hilfsorganisation zu etablieren, sondern vielmehr mit partizipatorischen Projekten Grenzen zu durchbrechen und gemeinsam einen Kampf für bessere und lebenswerte Lebensumstände zu unterstützen. Einige Beispiele:

Die Initiative veranstaltete zunächst gemeinsame Diskussionsrunden zu Themen wie Arbeit, Wohnungsproblematik, Diskriminierung durch Anwohner und Polizei und zur Verfassung eines Flugblattes mit politischen Forderungen und einer schriftlichen Darstellung von konkreten Beispielen von Diskriminierung. Über 200 Tagelöhner_innen traten auf ihre Vermittlung hin der Gewerkschaft ver.di bei und bekommen so nun – mit vielfachem Erfolg – juristische Unterstützung um vorenthaltene Löhne einzufordern. Konkrete Möglichkeiten und Rechte in Zusammenhang mit Arbeit spielen in den Projekten der Initiative mit den Tagelöhner_innen eine sehr zentrale Rolle. Auf gemeinsame Initiative hin nahmen bulgarische Münchner_innen aber auch etwa an der Demo zum ersten Mai und an einigen öffentlichen Podiumsdiskussion teil. Auf solchen Veranstaltungen wird sonst von politischen und sozialen Akteuren über diese Menschen gesprochen, ohne ihnen selbst eine Stimme zu geben.

Außerdem treffen sich Mitglieder der Initiative regelmäßig mit Arbeiter_innen zu Deutschkursen, zur Begleitung auf Ämter um dort im wahrsten Sinne des Wortes ihre Rechte auf soziale Leistungen zu erkämpfen und zu regelmäßigen gemeinsamen Treffen um konkrete Schritte hin zu besseren Verhältnissen zu planen und zu verwirklichen. Ein konkretes Ziel ist beispielsweise die Verwirklichung eines selbstverwalteten Workers-Center, in dem sich die Arbeiter_innen einen Freiraum schaffen können.