Die landesweiten Flüchtlingsräte sind (im Westen) in den achtziger Jahren entstanden (im Osten nach der Vereinigung), um landesweite Vernetzung und Unterstützung von Initiativen und lokalen Flüchtlingsräten zu leisten. Sie haben den Anspruch, Informationen zu sammeln und zu verbreiten, überregionale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu machen, die Vernetzung von einzelnen Gruppen durch Treffen, Seminare und Veranstaltungen zu fördern und der Flüchtlingspolitik des jeweiligen Bundeslandes etwas entgegenzusetzen.
In unterschiedlichem Ausmaß sind die Flüchtlingsräte darüber hinaus mit Gewerkschaften, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden in Kontakt, um das Flüchtlingsthema auch hier zu verankern und Lobbyarbeit zu leisten.
Die Landesflüchtlingsräte sind über den Dachverband Pro Asyl bundesweit vernetzt. Pro Asyl fördert die Arbeit der Flüchtlingsräte inhaltlich und in unterschiedlichem Maße auch finanziell. Pro Asyl ist wiederum im Europäischen Flüchtlingsrat ECRE eingebunden in ein europäisches Netzwerk von Flüchtlingsräten und -Initiativen.
Die inhaltliche Arbeit der Flüchtlingsräte und die Strukturen sind sehr unterschiedlich und bilden auch einen Spiegel der Gruppen und Initiativen, die sich in den jeweiligen Bundesländern für Flüchtlinge engagieren und auf deren Arbeit die Flüchtlingsräte aufbauen. Aus linker Sicht stehen einige Flüchtlingsräte bisweilen auf der Seite des Establishments, aber eines Establishments, das offen ist gegenüber Aktivitäten und Aktionen, die sich günstig für Flüchtlinge auswirken. Dies dürfte der gemeinsame Nenner der Flüchtlingsräte und auch Pro Asyls sein: nicht der Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse, sondern das Wohl der Flüchtlinge ist die Meßlatte. Der Einzelfall zählt! Das heißt nicht zwangsläufig Realpolitik.
Die Beteiligung von Pro Asyl an den Bleiberechtskampagnen oder ihre Projekte an den Außengrenzen zeigen, dass auch Kooperationen mit aktivistischen oder radikaleren Gruppen möglich und erwünscht sind.