Im Rhein-Main-Gebiet leben zwischen 25.000 und 50.000 „statuslose“ Menschen, die in unterschiedlichsten Branchen – von Flughafen über Bau, Reinigungsgewerbe, Hausarbeit, Pflege bis Gastronomie und Landwirtschaft – arbeiten. Nach einem langen Vor- und Anlauf gibt es seit dem 2. September für sie eine kostenlose arbeits- und tarifrechtliche Erstberatung bei „MigrAr“, der „gewerkschaftlichen Anlaufstelle für MigrantInnen in prekären Arbeitsverhältnissen, mit und ohne Papiere“. Mit MigrAr decken wir eine bisherige „Lücke“ im Frankfurter Beratungsangebot ab: die Durchsetzung bestehender Arbeitsrechte unabhängig vom Aufenthaltsstatus.
Zur Zeit unterstützen wir konkret ungarische Fliesenleger, die scheinselbständig gearbeitet haben, bei der Durchsetzung ihrer Lohnforderungen gegenüber einer Kette von Subunternehmern, eine Gruppe von ca. 30 lateinamerikanischen Frauen, die als Au Pair arbeiten, bei ihrer Forderung nach Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zu Au Pair-Arbeitsverhältnissen (Arbeitszeiten, Freizeit, Bezahlung etc.) und einen Bulgaren, der selbständig als Reinigungskraft arbeitet, bei der Durchsetzung sozialversicherungsrechtlicher Ansprüche. Da das Projekt noch relativ jung ist, gehen wir davon aus, dass sich das Beratungsangebot noch herumsprechen muss. Dabei setzen wir vor allem auf muttersprachliche Schlüssel-Kontakte in die migrantischen Communities. Unsere Beratung findet zwei Mal pro Monat auf ehrenamtlicher Basis statt, wobei wir hoffen, dass der DGB sich doch irgendwann einmal dazu durchringt, ein solches Angebot flächendeckend und verbindlich zu schaffen. Eine Besonderheit des Projekts ist der breite Unterstützerkreis (Kirchen, Gewerkschaften, Antira-Initiativen, Menschenrechtsinitiaven, ÄrztInnen, AnwältInnen, Flüchtlingsinitiativen etc.), der u.E. nicht nur für MigrAr selbst, sondern auch darüber hinaus politisch notwendig ist, um der restriktiv-selektiven Ausländer- und Arbeitsmarktpolitik der BRD etwas entgegenzuhalten.